„Sag mal, hast Du vielleicht im Reisebüro ein Poster mit einem Flugzeug, das Du nicht mehr benötigst? Ich habe hier einen Bewohner, der würde sich riesig darüber freuen!“, hatte meine Freundin Silke, die im Deutschen Taubblindenwerk in Fischbeck arbeitet, mir im Advent geschrieben.
Und so gibt es eben Bitten, die können in Wirklichkeit ein Geschenk sein.
Es ist, gelinde gesagt, schwierig im Reisebüro zurzeit. Ich will mich nicht beklagen. Ich bekomme Gehalt (ganz im Gegensatz zu unseren Kollegen in Schwellenländern wie zum Beispiel Tansania, wo alles zusammenbricht). Ich bin krankenversichert, bin gesund. Und doch hat Corona mein Leben verändert. Denn eigentlich bin ich, sind wir alle hier im Reisebüro, Architekten. Wir sind die Architekten der Reiseträume unserer Gäste. Aber seit einem guten Jahr sind wir nur noch mit der Abrißbirne unterwegs. Zerstören, einreißen, abwickeln. Doch Menschen glücklich zu machen ist das, was wir eigentlich tun wollen. Wir fühlen uns wie auf Links gekrempelt.
Die Frage meiner Freundin hätte da nicht willkommener sein können. Nachdem wir mit dem halben Team das Reisebüro samt Keller auf den Kopf gestellt haben und alles Mögliche gefunden haben, nur kein Poster mit einem Flugzeug drauf, hatte irgendjemand die glorreiche Idee, doch einfach selber eins zu drucken. Und so hat es uns große Freude gemacht, im Netz ein schönes (und legal zum Druck freigegebenes) Bild auszusuchen: Was ist das für ein Flugzeugtyp? Wo fliegt die Maschine hin? Und wo kommt sie her? So viele Geschichten ranken sich um dieses eine Bild, und welche Geschichten vermag es in Zukunft noch auszulösen? Im Kopf des Beschenkten, in den Köpfen der Betreuer*innen, oder auch in Ihrem Kopf, werte(r) Leser*in, da Sie diese Zeilen mit Interesse verfolgen? Wohin führt Ihre Reise?
Wir alle hier im Reisebüro sind jedenfalls dankbar für diese kleine, unscheinbare Bitte, die uns zu Weihnachten mit einem schwierigen Jahr versöhnt hat.
Wer mehr über die Arbeit dieser tollen Einrichtung erfahren möchte wird hier fündig.